Die Häuser Altkötztings 

 Liste erstellt vom Arbeitskreis Heimatforschung in Kötzting

PLNR 130

                                                        Juli 1998

                                        Kötztinger Häusergeschichte

                        Textil–Hahn, Elektro–Vogl (Ecke Schirn-/Marktstraße)

Ein Geschäftshaus mit jahrhundertelanger Tradition! Schon die ältesten schriftlichen Quellen geben den Hauswirt als „Krambhandler“ aus, als einen Händler mit Waren der verschiedensten Art. Oft war der Laden auch „verstiftet“, verpachtet.
Eine höchst umstrittene Rolle spielte die Krämergerechtigkeit, das Recht zum Warenhandel, gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der damalige Besitzer, Andreas Wöhrl, der sich, seiner Familie und vor allem der Marktobrigkeit das Leben schwer machte, hatte einen Schuldenberg aufge-türmt. Als Soldat nach Kötzting verschlagen, heiratet er eine Bürgerstochter, pachtet die Gast-wirtschaft im Schwandhof. Nach eineinhalb Jahren stirbt die Frau, zwei Monate später heiratet er die Eigentümerin unserer Krämerei in der Marktstraße, Barbara Frisch, Glashüttenmeisterstochter von Lohberg. Die stirbt nach fünfzehn Monaten. Es vergeht kein Vierteljahr, da ist er schon wie-der verheiratet, diesmal mit einer Münchnerin. Sie betreiben das Geschäft in der Marktstraße und machen Schulden. Nach fünf Jahren haben sie so heruntergewirtschaftet, daß sie auf Drängen des Magistrats und der Gläubiger (Kirchen, Pfarrer, Bürger, Handwerker und Wirte) verkaufen müs-sen.
Da setzt der Streit mit der Krämergerechtigkeit ein. Die wollen die Wöhrlleute nach dem Hausverkauf mitnehmen und sich im oberen Markt einen Laden mieten. Aber die Marktobrigkeit kann nachweisen, daß das uralte Kramrecht als „reales Pertinenzrecht“ nicht vom Haus getrennt werden kann. Die Wöhrl hatten bis zur letzten Instanz bei der Landesobrigkeit gefochten und verloren. Schließlich gestattete ihnen der neue Hausbesitzer, Haselsteiner, das Geschäft pachtwei-se weiterzuführen.
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer und Pächter ermitteln:
 1634 Rothauer Thomas, Gerichtsschreiber, Bräuverwalter
 1688 Schwölmer
 1697 Fischer Jakob, Kramhändler, Äußerer Rat
 3. 8. 1727 Waldherr Franz, Innerer Ratskammerer
 14. 1. 1728 Pacht: Loderer Friedrich, Kramhändler
 14. 11. 1733 Pacht: Madlseder Ander
 26. 10.1734 Frisch Balthasar, Glashüttenmeister, Lohberg
 22. 9. 1745 Frisch Sophia, Glashüttenmeisterswitwe
  Pacht: Cramer Philipp, Fleischhackerssohn
 16. 1. 1749 Pacht: Materna Ander, Dragoner
 1758 Frisch Balthasar, Glashüttenmeister, Lohberg
 29. 7. 1763 Auzinger Bernhard, Weißbäcker
 23. 3. 1765 Frisch Ignaz, Glashüttenmeister, Lohberg
 11. 5. 1774 Pacht: Kollmeier Michael
 23. 2. 1785 Frisch Maria Barbara, Glashüttenmeisterstochter, Lohberg
 7. 9. 1785 Wöhrl Andreas, Soldat, Kramhandler (Heirat: Frisch Maria Barbara)
 8. 10. 1790 Haselsteiner Veit, Bäcker
 16. 1. 1818 Lemberger Franz, Bäcker (27.1.1818 Heirat: Haslsteiner Katharina)
 15. 10. 1856 Irrgang Georg, Ökonom und Gastwirt (21. 10. 1856 Heirat: Lem-   berger Franziska)
 19. 4. 1866 Vogl Wolfgang, Bäcker
                                                                      Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 
 
 


 

PLNR 131

Baulücke an der  jetzigen Schirnstrassenverlängerung zur Gehringstrasse

PLNR 132


 
 

                                    Januar 2000

                                                        Kötztinger Häusergeschichte

                                                    Volksbank (Marktstraße 21)

Nachdem der „achtbare und kunstfertige“ Prokuratorensohn aus Osterhofen Martin Josef Huber 1689 eine Kötztinger Ratstochter geheiratet hatte, eröffnete er in der Marktstraße eine Malerwerk-stätte, die über vier Huber-Generationen Bestand haben sollte. Das Haus allerdings, ein Marktlehen, konnten die Nachfolger nicht halten – der Enkel starb in Armut.
Martin Josef aber stand in hohem Ansehen. Bald nach seiner Heirat wurde er zum Kirchenprobst (Kirchenpfleger) bestellt, dann auch in den inneren Rat und als Kammerer gewählt. Von seinen zahl-reichen Maler- und Fassarbeiten für die Kirche (1694 Krippenfiguren, 1697 Seitenaltäre in St. Veit, 1698 Hochaltar in der Pfarrkirche) blieben bis auf den heutigen Tag die Seitenaltäre in der Annaka-pelle. Die Altarblätter malte er schon 1689. Wahrscheinlich war Martin Josef Huber einer der ersten Hinterglasmaler in der Region. 1696 lieferte ihm die Poschingerhütte zu Frauenau 100 Glasscheiben von der Größe, wie sie für Hinterglasbilder Verwendung fanden.
Dem Sohn, Georg Josef, verdanken wir die auf Holz gemalte Schutzmantelmadonna außen an der Stirnseite der Veitskirche. Er malte sie 1733 zusammen mit der unter dem Mantel geborgenen Kötz-tinger Bürgerschaft. Auch die ursprüngliche Fassung der beiden Laternen, die heute noch beim Pfingstritt mitgetragen werden, ist eine Huberarbeit (1743) und die beiden Inschriften am alten Rat-haus, unter dem Turm und auf der Giebelseite. Neben Aufträgen in der Kapelle auf dem Haidstein und in der Pfarrkirche zu Blaibach (Fassung der Kanzel 1787) ist die größte bekannte Arbeit der Huber die Fassung des Hochaltars in unserer Pfarrkirche (1786). Schon damals stand es mit der Fa-milie finanziell nicht zum Besten. Für die Arbeit mußte ein Bürge geradestehen.
Einen interessanten Auftrag bekam der Enkel, Josef Huber, 1779 von der Marktverwaltung. Als Kurfürst Max Josef ohne Erben starb und – so lesen wir im Kammerrechnungsbuch – Kaiserin Maria Theresia „den allhiesigen Markt mit anderen Orten“ in Besitz genommen hatte, mussten die beiden bayerischen Wappen am oberen Tor (heute Anwesen Kuglmeier) überweißt werden. Sofort nach dem Frieden von Teschen durfte Huber die Wappen neu aufmalen, das bayerische und das pfälzische (zu Ehren des neuen Landesherrn aus der Pfalz Karl Theodor) und dazu den Kötztinger „Kösten-baum“.
 
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1660 Raidt Veith, Gastgeber, Kammerer (Bürgermeister)
 1689 Huber Martin Josef, Maler, Kammerer
 13. 3. 1728 Huber Georg Josef, Maler, Krämer, Kammerer
 23. 12. 1761 Henneberger Josef aus Krailing, Kramer, brauender Bürger
 11. 12. 1787 Henneberger Josef, Marktlehner, Kramhandler, Handelsmann
 6. 3. 1824 Henneberger Wolfgang, Handelsmann
 7. 10. 1853 Henneberger Anna
 um 1866 Henneberger Anton, Buchbinder
 1868 Liebl Franz aus Lam, Privatier

                                                                                             Ludwig Baumann, Clemens Pongratz

PLNR 133

                                    Februar 2000

                                                    Kötztinger Häusergeschichte

                                                    Marien-Apotheke (Marktstraße 23)

Carl von Paur berichtet in „Gedenkblätter zur Ortsgeschichte Kötzting“, dass noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Häuser im Markt mit geringen Ausnahmen einstöckig gebaut waren. Zu den wenigen Ausnahmen gehörte das Anwesen, das heute mit der Nummer „Marktstraße 23“ versehen ist. Schon 1769 wird es als „zweigädige (zweistöckige) Marktlehensgerechtigkeitsbehausung“ beschrieben.
Michael Stadler, der 1803 den Besitz von seinen Eltern übernahm, war wie die meisten seiner damaligen Mitbürger darauf bedacht, möglichst viel Feld-, Wies- und Waldgründe in Besitz zu bekommen. Die Landwirtschaft war eine sichere Existenzgrundlage. Schon sein Vater war 30 Jahre vorher auf der Seite derer, die zugriffen, als die Hofgebäu-Gründe des Gering’schen Sitzes Reitenstein zertrümmert wurden. Die überwiegende Mehrheit der Bürger (101 gegen 17) hatte das günstige Angebot aus Furcht vor Nachfolgekosten abgelehnt. Es herrschte darob heftiger Streit und Uneinigkeit im Markt, bis die Straubinger Regierung eingriff.
Michael Stadler profitierte auch von der Zuteilung der Flurstücke aus dem sog. Stroh- oder Ernsthof in Grub, der im Besitz der Marktkammer war und an Bürger verpachtet wurde. Ebenso, als im Jahre 1804 der dem Markt eigentümliche Watzlhof bei Grafenwiesen auf 132 Kötztinger Bürger verteilt wurde. Stadler bekam je einen Anteil von den Acker- und Wiesenflächen und von der Waldung und den Birkenbergen. Eine günstige und einmalige Gelegenheit, landwirtschaftliche Grundstücke innerhalb der Gemarkung des Marktes erwerben zu können, brachte die Säkularisation 1803. Nach der Aufhebung des Benediktinerpriorats wurde die zugehörige Ökonomie versteigert. Stadler erwarb einen Teil des „Steinriegl- oder Dampfackers“ (bei der Schmidmartersiedlung) und dazu einen „Schober“ noch nicht ausgedroschenen Winterkorns und ein „Fährtl“ (eine Fuhre) Grummet. Er war einer von 23 Kötztingern, die bei der Versteigerung der Grundstücke zuschlugen. Den Löwenanteil sicherte sich aber der Landrichter. Einen Nachteil hatte die Intensivierung der Landwirtschaft innerhalb des Marktes: Es mußten zusätzlich Scheunen und Schupfen gebaut werden, wodurch sich die Brandgefahr erhöhte. Der verheerende Marktbrand von 1867, dem die linke Straßenseite zum Opfer fiel, war die Folge.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1685 Lärnbecher Georg
 1699 Wieser Christoph, gewester Reiter, Bürger (+ 28. 11. 1711, begraben in Straubing)
 7. 4. 1709 Hauswiller Hans, Brauer, Maurer; und Lernbecher Anna Walburga
 1720 Haus abgebrannt
 26. 10. 1743 Fink Michael, Hofwirt von Heitzelsberg, Gastgeber
 28. 5. 1760 Harrer Johann Georg, Wirtssohn von Atzlern, Bierschenk; und Margaretha
 30. 5. 1769 Stadler Johann Michael, Bräumeister
 1. 9. 1803 Stadler Michael, Sohn, bräuender Bürger
 vor 1811 Gulder Xaver (Heirat: Stadler Katharina, Witwe)
 vor 1843 Gulder Katharina
 26. 10. 1854 Henneberger Wolfgang
 1867 Stöberl Wolfgang; Haus abgebrannt
                                                                       Ludwig Baumann, Clemens Pongratz


 
 
 


 
 

PLNR 134

                                    April 2000

                                                    Kötztinger Häusergeschichte
                                                        Graßl (Marktstraße 25)

Im Jahre 1717 fiel die Häuserreihe links der Marktstraße einer Brandkatastrophe zum Opfer. Als Johann Michael Hofmann 1731 die rückwärtigen Nebengebäude wiederaufbaute, rückte er, gewollt oder nicht, das hintere Fundament auf den Gemeindegrund hinaus. Dass er dafür einen Gulden Strafe aufgebrummt bekam, ist für uns von minderer Bedeutung. Dagegen lässt uns die Ortsangabe aufhorchen: „ ... gegen seinen Wurzgarten oder Schanz“. Damit haben wir nämlich wieder einen Hinweis auf die alte Befestigungsanlage, die den Markt in früheren Jahrhunderten umschloss.
Diese „Schanz“ wurde nach den Hussitenkriegen (1419–1436) unter großem Aufwand der Bürgerschaft errichtet. Man hob einen Graben aus, der sich wahrscheinlich um den ganzen Markt zog, vom Kaufhaus Gartner angefangen, am Pfeffergraben (!) entlang, rechts der Gehringstraße hinauf zum „oberen Tor“ (bei der Kuglmeierschmiede), hinter dem Hotel Amberger zum sog. Schmudertor (Nähe Januel), von dort hinter den Häusern in Richtung Bärwurzerei Liebl zum Regen hinunter. Das Aushubmaterial wurde parallell zum Graben zu einem Wall aufgeschüttet. Oben auf dem Wall wur-den Hanichel (schwache Stämme) in die Erde gerammt und mit Wieden (biegsame Zweige) verzurrt. Hinter dem Wall marktwärts war eine Gasse von der Überbauung frei gehalten. Sie diente als Auf-marschweg für die Verteidiger und wird noch in Akten des 19. Jahrhunderts als „Bollburggasse“ bezeichnet. Hinter den Gebäuden der Gehringstraße ist sie heute noch an der Bebauung auszumachen. Die neue Backstube der Bäckerei Kerscher z. B. steht exakt über der Bollburggasse.
Und genau auf diese Gasse hinaus hat der oben genannte Hofmann das Fundament seines Stadels gesetzt. Hundert Jahre später baute einer seiner Nachfolger, Michael Stoiber, auf dem inzwischen wieder eingeebneten Wall und Graben einen Wagenschuppen. Heute befindet sich dort der Ge-schäftsraum „Foto und Werbetechnik Zweierlei“. Auf dem Bauplan von 1832 ist die alte „Bollburggasse“ schlicht mit „Fahrt-Weg“ gekennzeichnet.

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1636 Raidt Wolf
 um 1688 Haslsteiner Anderl
 1696 Kaiser Johann Kaspar, Gerichtsprokurator, Gerichtsschreiber, und       Justina Franziska
 1717 Haus abgebrannt
 um 1731 Hofmann Johann Michael, Ratsherr
 vor 1751 Hofmann Anna Maria, Witwe
 4. 3. 1751 Schall Johannes; Kauf um 540 Gulden
 1782 Schall Elisabeth, Witwe
 um 1790 Mack Christian, Färbermeister
 vor 1792 Mack Katharina, Witwe
 16. 11. 1792 Mack Anton, Marktlehner
 21. 1. 1804 Stoiber Michael, Müllerssohn, Marktlehner; Kauf um 3800 Gulden
 10. 6. 1843 Stoiber Wolfgang, Marktlehner
 1867 Haus abgebrannt
                                                                                                                           Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

PLNR 135


 

                                    Mai 2000

                                                    Kötztinger Häusergeschichte
                                            St. Veit Apotheke (Marktstraße 27)

Im Herbst 1828 stellte Andre Dreger, der als Marktlehner auf seinem Haus in der Marktstraße das Braurecht hatte, ein Gasthaus und eine Bäckerei betrieb, Antrag auf Bau eines zusätzlichen Bierkel-lers außerhalb des Marktes am Schusterbergl. Die Marktverwaltung genehmigte den Plan und über-ließ Dreger unentgeltlich ein Stück Gemeindegrund – heute befindet sich dort der Kreisbauhof. Drei Jahre später wollte Dreger ein „Ausnahmehaus“ dazubauen. Der Gemeindeausschuss versagte die Genehmigung. Es hatte sich nämlich herumgesprochen, dass Dreger dort ein weiteres Wirtshaus er-richten wollte. Als er schriftlich versicherte, nur vom Mai bis August „beim Keller“ Bier auszuschen-ken, bekam er die Baugenehmigung von der Regierung.
Ein im Plan als „Zimmer“ ausgewiesenes Haus im Oberstock hatte die Maße eines Tanzsaales. Das Haus war kaum vollendet, da beschwerte sich die Bürgerschaft, Dreger halte sich nicht an die Abmachungen, schenke außerhalb der Sommermonate Bier „im Keller“ aus und veranstalte Tanzmu-siken. Gegen die fällige Strafe des Magistrats beschwerte er sich bei der Regierung. Als er keinen Erfolg hatte, ging er bis zum Innenministerium, wo er ebenfalls zurückgewiesen wurde. Diese Argu-mente des Magistrats hatten die Obrigkeiten voll überzeugt: Das Recht, Tanzmusiken abzuhalten, liege einzig und allein auf seinem Gasthaus im Markt (Marktlehen). Abgesehen davon gäben Tanz-veranstaltungen, so weit vom Markt entfernt, Anlass zu Exzessen und Ausschreitungen. Da werde der „Sitten- und Schamlosigkeit der Jugend das Feld noch vollends eingeräumt“. Überhaupt seien Tanzmusiken in Märkten und auf dem Lande „sittenabstreifender Unfug“. Erst kürzlich habe sich im Dregerschen Sommerbierkeller „eine allgemeine Rauferei entsponnen“, an der 36 Personen beteiligt waren. Mehrere hätten so viele Verwundungen erhalten, dass sie nach Hause gefahren werden muss-ten.
Trotzdem mauserte sich der „Dregerkeller“ in den folgenden Jahrzehnten zu einem gemütlichen und beliebten Treffpunkt der Kötztinger, was bei Paula Dittrich in „Kinder, Nachbarn und andere Leut“ nachzulesen ist.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
 
  um 1635 Weiß Ander, Metzger
  vor 1672 Türank Hans, Handelsmann
  1672  Türank Magdalena, Witwe
  1674 Freymuth Hans, Handelsmann von Pfaffmünster, Cam-merer (Heirat der Witwe Türank)
  27. 8. 1709 Türank Hans Peter (17. 9. 1711 Heirat der Anna Maria Kaiser, Marktschreiberstochter von Eschlkam)
  23. 4. 1716 Praidtenberger Paul, Stiftwirt aus Kasparzell, Kram-handler und Rat
  4. 1. 1732 Praittenberger Johann Paul, Kramhandler
  15. 5. 1739 Lärnpecher Michael, Weißbäcker
  30. 4. 1766 Lärenpecher Michael (Sohn), Bäcker, Rat (20. 11. 1773 Heirat der Theresia Irlbacher, Müllerstochter von Gmünd)
  31. 12. 1806 Dreger Andre, Bäcker (Heirat der Magdalena Lärenbe-cher)
  6. 3. 1840 Dreger Andrer (Sohn), Brauer
 
                                                                                                                   Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 

PLNR 136

ist nach dem Marktbrand 1862 nicht mehr aufgerichtete worden zugunsten der Metzstrasse als Brandschneise
 
 
 

PLNR 137

                                        Juli 2000

                                                        Kötztinger Häusergeschichte
                                                Sparkassenzweigstelle (Metzstraße 3)
 

Fluderer, Fludermann, Fluderherr, Fludermeister – das sind verschiedene Berufsbezeichnungen für ein und dasselbe Gewerbe. Wer es in Kötzting ausübte, nahm ein uraltes Recht für sich in Anspruch, das nicht jedem zustand. Laut Marktfreiheitsbrief von 1344 durften nur die 36 Marktlehner (Inhaber eines Hauses mit dem Burg- oder Marktlehenrecht) metzgern, backen, Bier, Wein und Branntwein ausschenken, Gäste halten und – fludern.
Fludern heißt im Kötztinger Land: Holz, Blöcher und Bretter, auf dem Regen flößen, in Flößen zusammengebunden schwimmend transportieren. Im Laufe der Jahrhunderte verzichteten die meisten Marktlehner auf ihr Fluderrecht. Das mag damit zusammenhängen, dass der Fludermeister flüssiges Geld zur Hand haben musste. Mit dem Fluderrecht war nämlich auch die Berechtigung zum Holz-handel verbunden. „Oberhalb der Wöhr zu Kötzting ist niemand berechtigt, Bäume zu kaufen, außer er habe Bürgerrecht“, behaupteten die Kötztinger. Also, alles Holz, das zwischen Kötzting und Kleinem Arber verkauft und auf dem Weißen Regen heruntergeflößt wurde, durfte nur von Fluder-meistern aufgekauft und wieder veräußert werden. Um 1750 übten nur fünf Marktlehner das Fluder-geschäft aus. Johann Paul Hofmann, der damalige Besitzer des Anwesens, in dem heute die Sparkas-senfiliale am oberen Markt untergebracht ist, war einer davon. Er und „seine Consorten“ tauchen wiederholt in den Akten des Stadtarchivs auf. Sie waren immer wieder gezwungen, ihr Recht zu verteidigen gegen unberechtigte Holzaufkäufer im Revier („Kauderer“), gegen illegale Flößer und gegen den Marktmüller, der diese heimlich des Nachts durch das Wehr passieren ließ.
Selbstverständlich profitierte auch der Markt vom Holztransport. Für jedes Fluder Blöcher, das am Wehr der Marktmühle vorbeifuhr, war ein Gulden Fludermaut zu zahlen. Ein Fluder bestand aus 46 mit Wieden (Birken- oder Weidenruten) zusammengebundenen je 16 Schuh (4,66 Meter) langen Stämmen. Bretter wurden an beiden Enden gebündelt zu einem „Fach". 20 Fach bildeten eine „Fährt“, für die zwei Gulden zu entrichten waren. 1798 wurden von den 182 „Fährten“, die die Marktmühle zwischen März und November in Richtung Cham verließen, 365 Gulden eingenommen; das ist der Wert eines im Erdgeschoß gemauerten und oben gezimmerten Häuschens.
Die Kötztinger Fluderer kamen bis zur Donau hinaus. 1757 verunglückte Johann Paul Hofmann bei Donaustauf mit seinem Bretterfloß. Kulanterweise erstattete ihm seine Marktobrigkeit die bei der Abfahrt entrichteten 10 Gulden Fludergeld wieder zurück.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1635 Januel Bartl, Rauchfangkehrer, Innerer Rat
  1660 Januel Peter, Rauchfangkehrer
  1684 Hofmann Michael, Gastgeber
 1695 Hofmann Hans, Rat
 1700 Hofmann Martin, Bürger und Mühlstifter zu Grub
 23. 10. 1706 Hofmann Hans Michael, Gastgeber
 6. 10. 1712 Hofmann Rosina Klara, Wirtin
 1716 Hofmann Hans Martin, Fluderer
 1742 Hofmann Anna, Witwe, Wirtin, Fluderin
 11. 6. 1747 Hofmann Johann Paul, Fludermann, Äußerer Rat, Zechprobst (Kirchenpfleger)
 16. 4. 1777 Münch Ander, Brauender Bürger
 1819 Münch Franz, Marktlehner
 1867 Münch Andreas
                                                                                                                       Ludwig Baumann, Clemens Pongratz

Verzeichnis (Ausschnitt) über die Fludergelder, die von der Marktkasse Kötzting im Jahre 1789 am Wehr der Marktmühle eingenommen wurden. Von den 8 Fludermeistern
(Michael Liebl, Georg Seiderer, Bernhard Auzinger, Michael Kollmayr, Michael Läh-renbecher, Georg Auzinger, Josef Geiger, Johann Dax)
wurden vom April bis Oktober 32 Floßfahrten mit 140 ½ „Fähr-ten“ Bretter in Richtung Cham unternommen.
 
 


 
 


 

PLNR 138

                                    August 2000

                                                        Kötztinger Häusergeschichte
                                                            Irlbeck (Marktstraße 29)

Josef Windorfer, eine markante, mutig-risikofreudige und erfolgreiche Kötztinger Unternehmerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts, kaufte das Marktlehen im Jahre 1823, vertauschte es 1839 mit der Hammermühle, kaufte es aber nach ein paar Jahren wieder zurück. Um die Mitte des Jahrhun-derts bestand sein Imperium aus dem Stammgeschäft (heute Voithenleitner), das sich der Baderssohn 1808 erheiratet hatte, aus dem Waffenhammer (Hammerschmiede), einem Hochofen zur Eisenerzeu-gung in Harras und dem heutigen Anwesen Irlbeck.
In diesem Haus betrieb Windorfer eine Weinwirtschaft und stellte Versuche zur Herstellung von Weinessig an. Als die chemische Analyse durch den Landgerichtsarzt positiv ausfiel, beantragte er die Konzession für eine Essigfabrik. Nach längerem Wenn und Aber wurde sie ihm vom Magistrat erteilt (1824). Allerdings mit dem Vorbehalt, dass er den Bürgern, die aus Bier Essig erzeugten, kei-nen geschäftlichen Schaden zufügt. Außerdem durfte er den Weinessig nicht in seinem Handelshaus neben dem Rathaus verkaufen, sondern nur in der Fabrik, die er im Erdgeschoss des heutigen Irl-beckhauses installierte. Acht Jahre später versuchte Windorfer, clever wie er war, einen weiteren Vorstoß. Er wollte im gleichen Anwesen eine Weißbierbrauerei einrichten. Zwischen der Linie Cham-Viechtach und der Landesgrenze gebe es keine solche, argumentierte er. Und, was er nicht als Bier absetzen könne, würde er zu Essig verarbeiten. Diesem Vorhaben setzte die Marktobrigkeit ein klares Nein entgegen.
Übrigens – das „Bachmeierholz“, in dem 1746 der Grundstein zur Wallfahrtskirche gleichen Namens gelegt wurde, gehörte zum Grundbesitz dieses Anwesens.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1651 Schierlitz Michael
  um 1672 Pachmayr Wolf, Innerer Rat
 um 1688 Pachmayr Georg
 um 1717 Pachmayr Catharina, Witwe
 25. 9.1717 Die Marktlehensbehausung brennt beim großen Markt-brand „bis auf den Grund“ nieder.
 um 1726 Pachmayr Martin
 um 1738 Pachmayr Hans Adam
 vor 1746 Pachmayr Cäcilia, Witwe
 12. 8. 1746 Schuder Johann Georg, Kramhandler und Rat (er heira-tet die Witwe des Pachmayr Martin)
 14. 3. 1758 Viertl Josef, Lebzelter, aus Deggendorf (er heiratet die Tochter Barbara Schuder)
 13. 1. 1769 Lorenz Georg, Fluderer
 vor 1771 Lorenz Margareta, Witwe
 17. 12. 1771 Beer Franz Josef
 um 1778 Decker Johann Adam, Schneidermeister
 5. 9. 1789 Bauer Wenzeslaus, Schneidermeister (er heiratet die Witwe Decker Anna Maria)
 um 1811 Schnitzbauer Xaver
 2. 1. 1823 Windorfer Josef, Handelsmann, Essigfabrikant
 13. 2. 1839 Auzinger Xaver
 2. 6. 1843 Windorfer Josef, Handelsmann, Essigfabrikant
 6. 5. 1855 Windorfer Franziska und Josepha
 um 1867 Windorfer Anna (Anwesen abgebrannt)
                                                                                                                                   Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 

 


 

PLNR 139

                                    September 2000

                                                        Kötztinger Häusergeschichte
                                                        Raiffeisenbank (Marktstraße 31)

Im 19. Jahrhundert tanzte das Anwesen in zweifacher Hinsicht aus der Reihe aller anderen Häuser dieser Marktstraßenseite. Die erste Verschiedenheit fällt sofort ins Auge, wenn man im Vermessungsplan von 1831 die alte Hausnummer 139 sucht. Während die Grundflächen aller Anwesen auf dieser Seite von der Marktstraße bis auf die heutige Geringstraße zurückreichen, gehört zu diesem Haus nur eine winzige Hoffläche. Als der Unternehmerpionier Josef Windorfer 1824 im Nachbaran-wesen seine Essigfabrik installierte, brauchte er Raum. Und Alois Dachs kam das Geld gelegen, das er durch den Verkauf von Hof, Stallungen und Schuppen erlöste. Bis dahin war das Grundstück ebenso lang wie das der Nachbarn.
Der zweite Unterschied gab der Kötztinger Häuserforschung bislang Rätsel auf. Alle Häuser die-ses Viertels waren mit dem Marktlehenrecht ausgestattet. Bekanntlich war mit dem Marktlehen das unbeschränkte Braurecht verbunden, das Tafernrecht, das Flößen und der Holzhandel (Fludern) u.a. Und die Markträte und Cammerer (Bürgermeister) kamen in der Regel aus den Marktlehen. Die Marktlehner (ursprünglich 36) bildeten die Kötztinger Oberschicht. In der Güterbeschreibung von 1840 (Liquidationsprotokoll) ist die heutige Raiffeisenbank als einziges Haus dieser Zeile nicht als Marktlehen ausgewiesen sondern nur als „Marktsölde“ mit geringerem Recht.
Die Hintergründe: Anton Mack, der Nagelschmied in der unteren Marktstraße, hatte sich 1824 ein Söldenrecht gekauft in der irrigen Meinung, er könne damit unbeschränkt Bier brauen und ein Wirts-haus führen. Als ihn der Magistrat eines anderen belehrte und seine Beschwerde bei der Regierung ohne Erfolg blieb, handelte er dem Alois Dachs das Marktlehenrecht ab und gab ihm dafür mit einem entsprechenden Aufpreis sein Söldenrecht.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1654 Fischer Hans, Gastgeber
 um 1668 Decker Hans, Gastgeber
 um 1700 Decker Walburga, Witwe
 3. 12. 1700 Hofmann Martin, Marktrat, pachtet die Marktlehensbe-hausung; die Witwe Decker lebt bei ihrem Bruder, dem Dechant Wolfgang Passauer, in Saalfelden Diözese Salzburg
 18. 4. 1708 Altermann Hans Georg
 um 1723 Amberger Hans Georg
 um 1745 Amberger Magdalena, Witwe
 5. 12. 1756 Amberger Jakob, Wagner, Marktrat, Viertelmeister
 14. 7. 1783 Dachs Johann, Bauerssohn von Weißenregen, Fluder-meister, Marktrat
 31. 12. 1806 Dachs Josef
 21. 10. 1809 Dachs Alois, Bruder des Dachs Josef
 1841 Dachs Anna Maria
 22. 2. 1848 Niedermeier Jakob
 10. 9. 1856 Brandl Josef
 1. 9. 1858 Amberger Josef
 
                                                                                                                                       Ludwig Baumann, Clemens Pongratz